Du kannst außer Dir sein und wie ein Schiffchen im Webstuhl durch das Muster rennen, Dich jedem Tempo und jeder Stimmung anpassen – dann bist Du im Bild der anderen, und wenn Du hochsensibel bist, dann sind außerdem die anderen in Dir. Du bist dann sehr wichtig.
Wenn Du hochsensibel bist, weisst Du vielleicht noch nicht so richtig, wie das alles funktioniert mit den Grenzen und mit der Lebensfreude.
Freue dich im Augenblick. Und mach das gleich noch mal. So entsteht Dein Muster nach Deinem Tempo und Vermögen. Du wirst sehen, es ergänzt sich mit dem, was schon da ist. Du bist Teil.
Der Weg in eine innere Freiheit ist auch ein Weg der Vergebung. Ich lade Dich ein, darüber zu beten, zu meditieren, dass Vergebung wirklich ein Weg ist, den Du als ganzer Mensch gehen darfst – mit Deinem Körper, mit Deinem Geist und mit Deiner Seele. Verliere nicht die Freiheit, indem Du vorschnell mit dem Verstand Deine Vergebung formulierst, verliere Deine Freiheit nicht, indem Du Deinem Bauch gestattest, keine Lust haben zu wollen, jemals zu vergeben. Sondern frage Dein Herz, was es braucht, damit es Vergebung lieben und leben und sich auf den Weg machen kann.
Geh in Deinem Herzenstempo vor, verbiege Dich nicht, denn das würde Dich genauso verbittert und hart wie Deine Unversöhntheit machen.
Was ist Dein nächstes Kaffeebohnenschrittchen auf eine Vergebung zu, die Du willst, aber noch nicht kannst? Du bist diesem inneren Prozess nicht willenlos ausgeliefert, fühle Dich nicht ohnmächtig erledigt oder ohnmächtig vor Wut, sondern werde zunächst von Herzen traurig über das, was da ist. Eine Wunde, die gerissen wurde. Damit weichst Du die Grenze auf, die Du gezogen hast als Schutzwall um Dich.
Suche von ganzem Herzen nach Deinem Weg heraus. Und gehe mutig so langsam, wie Dein ganzes Sein es braucht, um mitzukommen.
Alles, was sich in Dir als Zwang geformt hat durch die Erfahrung, die Du gemacht hast, kommt in Dein Bewusstsein und Du verlässt das Gefängnis Deiner inneren Ohnmacht, indem Du zum kühnen Betrachter wirst. Bis Du beginnst, zum kühnen Verabschieder zu werden, indem Du loslässt, indem Du hergibst, indem Du beginnst, ganz sanft zu vergeben.
Du musst nichts mehr verdrängen, Du kannst in Deinem ganzen Gehirn ohne Angst herumspazieren.
Es ist wie mit einem Trauerprozess, nach der dafür notwendigen Zeit kann der Verlust ausgehalten, integriert werden. Und bekommt dadurch sogar oftmals eine neue Tiefe, wird in einem neuen Zusammenhang wahrgenommen. Das größte Leid entsteht, wenn wir uns die Zeit abkürzen oder gar nicht zugestehen wollen oder können.
Rückschritte und Rückschläge können passieren. Betrachte sie als das, was sie sind, sei in diesen Momenten sehr liebevoll mit Dir selbst.
Trainiere Dich an die Grenze Deiner Machbarkeit heran wie an einen hohen Berg, den Du besteigen willst. Schau den Gipfel immer wieder an, stürme nicht hinauf und falle nicht ins Tal.
Du wirst barmherzig, bekommst ein weites Herz und – wie es diese Internetseite ausdrückt: Seelenfrieden hält Einzug in Dir.
Der erste Schritt ist der schwerste. Denn der erste Schritt geschieht noch mitten im Unwägsamen. Aber im Unwägsamen kannst Du sowieso nicht bleiben, es tötet Dich.
Wähle das Leben. Hebe die Hände, auch, wenn Du liegst.
Nichts haben wir in der Hand. Doch Momente des Aufatmens aneinanderzureihen, macht aus einem Schnappschuss mit der Zeit einen ganzen Film. Was siehst Du?
Wenn es jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern und ohne Vorwurf gibt; so wird sie ihm gegeben werden. (Jakobus 1,5)
Immer ist Weisheit
für den ganzen Geist, den gesamten Körper, die ganze Seele. Ein Leben lang. Wir sind auf Empfang geschaltet, so ist alles programmiert. Du kannst jetzt alles starten (lassen)!
Wir haben die Chance, den nächsten Generationen Aufmerksamkeit zu schenken. Sie tragen den Wandel der Welt in sich, kommen schon mit anderen Bedingungen zurecht und viele sehnen sich nach friedlicheren Worten und Umgangstönen. „Ehrfurcht vor dem Leben“ nannte es Albert Schweitzer – man könnte auch sagen „Ehrfurcht vor dem Lebensweg“. Miteinander Erfahrungen teilen und im Frieden neue Wege entwickeln, das wär`doch was!
Leider sind wir als Menschen in der Lage, zur Mülltonne zu werden – und es macht uns auch noch süchtig nach mehr. Und es kann dazu führen, dass wir uns fühlen wie das, was wir beherbergen.
Wollen wir in unseren Urzustand zurückkehren, brauchen wir Entzug.
Keine Schmerzherberge mehr sein wollen.
Wir sind miteinander verbundene Schöpfung, die mit dem Schöpfer verbunden ist. Aber es ist ein langer Weg, diese Verbundenheit liebend fühlen zu können.
Viel leichter teilen wir Schmerzen aus als Opfertäter oder Täteropfer.
Die Traumaspirale verhindert ein friedliches Leben.
Wir befinden uns damit im Krieg, es tobt ein ständiger Überlebenskampf mit den Facetten aus Flucht, Kampf, Angst, Betäubung, Belohnung, Schmerz, Wut, Hass, Bitterkeit, Selbstmitleid, Verzweiflung, Selbstzerstörung, Fremdzerstörung. Scham oder Schamlosigkeit. Und Formen von Narzissmus – wir nehmen uns selbst, was wir brauchen, Liebe als Schmerztablette.
Statt Bedürfnisse zu artikulieren in einem liebevollen Miteinander, werden wir zu randvollen Mülltonnen.
Um das ganze Chaos zu kontrollieren, hilft „teile und herrsche“. Das Bild der zersägten Jungfrau passt da gut – Kopf, Herz und Bauch sind voneinander getrennt, funktionieren losgelöst. Mit Applaus für den Täter, den Zersäger und mit Applaus für die Jungfrau, die geteilt funktioniert.
Durch die vielen Verwicklungen blockieren wir einander die Wege, kommen nicht in einen Kontext und Zusammenhang, der unsere innere Ordnung wiederherstellen hilft.
Ich hab für mich irgendwann – noch eher unbewusst – eine Art inneren Befehl entwickelt: „Alle Gefühle gehen zurück an ihren Platz, alle Verantwortung geht zurück an ihren Platz.“
Das war ein erster Ansatz, um meine Sensitivität aufatmen zu lassen.
Dann folgte eine Phase des inneren Aufräumens, der eine Phase des äußeren Aufräumens folgte.
Wie oft am Tag leben wir in der Vergangenheit?
Wie oft lenken wir uns ab, statt zu fühlen und zu spüren, was wirklich ist?
Sich dem inneren Schmerz zu nähern, braucht Mut und den Willen zur Konsequenz. Den Zeigefinger mal auf sich selber richten – und mal alles aushalten, was er so aufzeigt. Auch Trauer und Traurigkeit.
Ich entwickelte ein Gebet: „Bitte zeige mir meinen blinden Fleck. Ich will aushalten, was mir angetan wurde, ich will aushalten, was ich angetan habe.“
Wichtig in dem ganzen Prozess ist, dass es hier niemals um die Schuldfrage geht, sondern um eine Metaebene, auf der alles einfach sichtbar wird. Denn sonst wirkt es im Unbewussten und führt zu unbewussten inneren Fehlhaltungen, und diese führen zu Schuldgefühlen, zu Anklage und Selbstanklage. Als die Sprache der inneren Ohnmacht. Deren dickste Freundin die Angst ist.
Es gibt Dynamiken in Familien, in Gesellschaften, in Gegenden, in Situationen und Umständen… wir dürfen uns dem stellen, was uns geprägt hat und prägt. Wenn wir dazu Mut entwickeln, werden wir immer erleichterter weiterleben und frei werden, unsere eigene Verantwortung zu tragen. Wenn nicht, werden wir unserem unbewussten Spiegelreflex ausgeliefert bleiben und durch Nachahmung, blinden Gehorsam und unreflektierte Anpassung oder kindliche Rebellion ein Weiterentwickeln verhindern bei uns und anderen.
Die alten Verhaltensautobahnen nicht mehr zu befahren, sondern kühn neue Trampelpfade anzulegen, macht Sinn. Legt den Sinn frei. Wir bringen mehr Frucht und horten weniger Müll. Das kommt den nächsten Generationen zugute. Bringt uns miteinander in Verbindung, wir fördern und nähren einander.
Dann kann die Sensitivität in uns aufblühen und Lösungen in Liebe kreieren.
Unser Herz wird zum Vertrauensraum. Lebendige Liebe fließt und fließt einfach über. So ist Sensitivität gedacht. Und in jedem Menschen angelegt. Sie kennt keine Trennung.
Es gibt unzählige Wege. Manche Wegstrecken benötigen Hilfe, andere Einsamkeit, wieder andere nur Ruhe und Zeit. Jeder Schritt lohnt sich. Jeder Lebensweg ist ein lebendiges Zeugnis.
Frage dich, was du von ganzem Herzen geben kannst. Und dann gehe los, um nach dem Weg zu suchen.
Ich sage an dieser Stelle allen Menschen danke, die mutig ihre Geschichten ins Internet stellen, Geschichten, die ihr Leben geschrieben hat, und an denen wir miteinander lernen können. Als ein Beispiel möchte ich eine junge Frau erwähnen, die sich einen Van ausgebaut hat. Sie erzählte, wie in dem alten, leeren Transporter ihre ungesicherte Tasse herumrollte. Das war ihr Anfang, der alte Van und eine Tasse. Was ist dein Anfang?
Entwickeln wir miteinander Mut, den kleinen Anfängen Vertrauen und Liebe zu schenken mit der Kraft, die wir von unseren leidvollen Gedanken und Mustern abziehen. Dazu wünsche ich dir viel Freude, Hoffnung, Neugier und ein ganz kühn schlagendes Herz.
11 Du wirst mir den Weg zum Leben zeigen und mir die Freude deiner Gegenwart schenken. Aus deiner Hand kommt mir ewiges Glück. (Psalm 16,11)